Wetten (Kevelaer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wetten
Stadt Kevelaer
„In Rot eine sechsblättrige silberne (weiße) Mispelblüte (sogenannte Geldernsche Rose) mit goldener (gelber) Butze und goldenen (gelben) Kelchblättern. Rechts und links vom obersten Blatt je eine goldene (gelbe) Löwenklaue nach Außen gerichtet.“
Koordinaten: 51° 34′ N, 6° 18′ OKoordinaten: 51° 34′ 10″ N, 6° 17′ 35″ O
Höhe: 20 m
Fläche: 25,55 km²
Einwohner: 2626 (31. Aug. 2015)
Bevölkerungsdichte: 103 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 47625
Vorwahl: 02832
Kirche St. Petrus
Kirche St. Petrus

Wetten ist der älteste und zweitgrößte Ortsteil der Stadt Kevelaer im Kreis Kleve im Nordwesten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Er hat etwa 2600 Einwohner und aufgrund der früheren Zugehörigkeit zu den Spanischen Niederlanden ist die Bevölkerung überwiegend katholisch.

Wetten liegt südöstlich der Ortschaft Kevelaer im Kreis Kleve in Nordrhein-Westfalen, die das Zentrum der gleichnamigen Stadt bildet. Den Nord-Osten des Dorfes durchfließt die Niers. Die östliche Ortsgrenze ist die Issumer Fleuth. An der Issumer Fleuth befindet sich Haus Wankum, ehemals ein Herrensitz.[1]

Zu den Ursprüngen des Ortsnamens Wetten gibt es verschiedene Hypothesen.[2] Die wahrscheinlichste – schriftliche Belege existieren nicht – besagt, der Name bezeichne etwa einen feuchten Platz am Wasser.[3][4]

Die Entstehung der Ortschaft liegt weitgehend im Dunkeln. Zwar konnten vereinzelt archäologische Funde gesichtet werden, in vorchristlicher Zeit gilt die gesamte Region aber als siedlungsarm. Auch für die Römerzeit lässt sich, trotz der Nähe zur östlich verlaufenden Römerstraße von Xanten nach Tongeren, keine Besiedlung nachweisen. Erst nach der fränkischen Landnahme entstanden auch am linken unteren Niederrhein allmählich Einzelhofsiedlungen, die ab dem Ende des 9. Jahrhunderts wegen der Normanneneinfälle durch kleine Schutzburgen, sog. Motten, gesichert wurden.[5] In Wetten sind im wenige hundert Meter östlich vom Ortskern gelegenen Park des ehemaligen Dominikanerinnenklosters Maria-Viktoria, heute World House Wetten, die Reste einer Motte, die Ruine des ehemaligen Festen Hauses Alt-Vellar, noch erkennbar.[6] Hier liegt womöglich die Keimzelle eines Weilers, aus dem die Ortschaft hervorgegangen sein könnte.

Urkundlich erwähnt wurde die Ortschaft Wetten erstmals im Jahr 1154; es handelt sich dabei um eine Bestätigung eines früheren Vertrages zwischen dem verstorbenen Kanonikus Ludolf vom Xantener St.-Viktor-Stift und dem Stift Cappenberg. Unter den namentlich erwähnten Zeugen befindet sich auch ein gewisser Heribert, der als Priester von Wetten (presbiter de Wettene) ausgewiesen wird.[7]

1792 wurde Wetten von Frankreich für kurze Zeit besetzt und bildete nach dem Frieden von Basel – erneut unter französischer Verwaltung – 1795 mit seinen Nachbargemeinden den Kanton Geldern im Arrondissement de Clèves des Département de la Roer. 1798 bildete es zusammen mit den Bauerschaften Kevelaer, Kleinkevelaer und Twisteden die Bürgermeisterei (französisch: Mairie) Kevelaer. Diese Zugehörigkeit blieb auch nach der französischen Besatzungszeit bis zur Gebietsreform 1969 erhalten. Seither gehört Wetten zu Kevelaer. Am 1. Juli 1969 wurde der Ort in die Stadt Kevelaer eingegliedert.[8] Im Jahr 2004 feierte das Dorf mit einer großen 850-Jahr-Feier die erste nachweislich urkundliche Erwähnung der Ortschaft.

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Turmwindmühle mit gemauertem Mühlenberg, um 1824 errichtet.

Ortsvorsteher ist Guido Küppers (Stand: 2020).

Dörfliches Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das dörfliche Leben Wettens wird maßgeblich durch die zahlreichen Vereine des Dorfs geprägt. So wird die jährlich stattfindende Kirmes von einem der „Geselligen Vereine“ ausgerichtet, im Jahr 2019 war dies die „St. Franziskus Bruderschaft“. Neben der Kirmes finden sich Schützenfeste, Karnevalsveranstaltungen sowie der Heimatabend im Wettener Jahreskalender.

Wetten liegt verkehrsgünstig zur A57 (Nijmegen-Köln), in Kevelaer befindet sich ein Bahnhof der Deutschen Bahn. Der Wettener Bürgerbusverein bietet eine kostengünstige Linie an, die das Dorf mit zentralen Punkten der Stadt Kevelaer (wie z. B. dem Bahnhof oder Einkaufsmöglichkeiten) und den anderen Ortschaften Kevelaers verbindet.

Das Dorf verfügt über einen katholischen Kindergarten sowie eine katholische Grundschule. Ein Musikpavillon, zwei Sportplätze, Tennisplätze, eine Boulebahn, ein Schießstand, ein Reitplatz mit angrenzender Reithalle sowie eine Turnhalle ermöglichen es den Dorfbewohnern, ein breit gefächertes Freizeit- und Sportangebot wahrzunehmen. Für öffentliche oder sonstige Veranstaltungen kann der Knoase-Saal genutzt werden, der im November 2005 feierlich seiner Bestimmung übergeben wurde.

In der Dorfbäckerei können sich die Wettener mit dem Nötigsten versorgen. Zudem gibt es ein Küchenstudio, ein Schuhgeschäft, einen genossenschaftlichen Markt für landwirtschaftlichen und gärtnerischen Bedarf sowie ein Friseurstudio und diverse andere Handwerksbetriebe. Alle Produkte des täglichen Bedarfs können im nahe gelegenen Kevelaer erworben werden. Nach einer positiven Nachfragebündelung wurde der Wettener Ortskern im Sommer 2020 an das Glasfasernetz angeschlossen. Auch Teile der Haushalte im Außenbezirk erhalten sukzessive entsprechende Anschlüsse.

Wichtige Gebäude und Denkmäler

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die hier lebenden Mückenschwärme haben der Bevölkerung den Spitznamen Wettese Knoase (niederfränkisch für ‚Wettener Mücken‘) eingebracht.

Der gebürtig aus Wetten stammende Dr. Michael Knegten (1829–1859), Mathematiker und Erzieher des Franz von Thun und Hohenstein, erhielt 1859 das Privileg einer Bestattung auf dem Campo Santo Teutonico im Schatten des Petersdomes.[13]

  • Halmanns, Gerd: Ein „Armenjäger“ in Wetten und Kapellen. In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 2022, Geldern 2021, S. 205–206.
  • Hartjes, Dennis: Auch eine Wettenerin unter den Euthanasie-Opfern von Obrawalde. Zum Schicksal von Anna Boland (1899–1943). In: Historischer Verein für Geldern und Umgegen (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 2022, Geldern 2021, S. 245–250.
  • Hartjes, Dennis: Das historische Vorkriegs-Schützensilber der Wettener St. Petrus-Bruderschaft. In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 2021, Geldern 2020, S. 149–159.
  • Hartjes, Dennis: Dr. phil. Michael Knegten (1829–1859) – Mathematiker und Erzieher des Franz von Thun und Hohenstein. In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 2023, Geldern 2022, S. 176–182.
  • Hartjes, Dennis: Ein Altarfragment aus St. Petrus Wetten. Neue Erkenntnisse in der Derick-Baegert-Forschung. In: Der Landrat des Kreises Wesel (Hrsg.): Kreis Wesel. Jahrbuch 2020, Duisburg 2019, S. 234–237.
  • Hartjes, Dennis: Wetten bei Kevelaer. Territorialgeschichtliche Untersuchung zur Entstehung und Entwicklung einer Ortschaft und ihrer Kirche am linken unteren Niederrhein bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts (= Wolf, Hubert/Flammer, Thomas [Hrsg.]: Junges Forum Geschichte. Band 8). dialogverlag, Münster 2020.
  • Hartjes, Dennis/Weigel, Janine: Zum Schicksal zweier Euthanasie-Opfer aus Wetten: Magaretha Heijmanns (1895–1941) und Anna Christine Boland (1899–1943). In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 2023, Geldern 2022, S. 230–240.
  • Hohn, Thomas: Eine „Fuggerei“ am Niederrhein? Die kirchlichen Armen-Wohnhäuser in Kevelaer-Wetten. In: Landschaftsverband Rheinland, LVR Amt für Denkmalpflege im Rheinland (Hrsg.): Denkmalpflege im Rheinland, 31. Jg. H. 3 (2014), S. 111–114.
  • Hövelmann, Gregor: Die ältesten Nachrichten über Wetten und die Gründung der Münsterabtei in Roermond. Ein Nachwort zur 750-Jahrfeier der Wettener Pfarrkirche. In: Kreis Kleve (Hrsg.): Kalender für den Kreis Kleve 1976. Ausgabe Süd, Kevelaer 1975, S. 147–150.
  • Katholische Pfarrgemeinde St. Antonius in Kevelaer (Hrsg.): Himmelwärts. Ein Kirchenführer durch St. Petrus Wetten, Kevelaer 2016. [Privatdruck].
  • Kösters, Johann: Das Kreuz ohne Heiland. In: Oberkreisdirektor des Kreises Geldern (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 1972, Rheinberg 1971, S. 238–242.
  • Kösters, Johann: Wetten hat wieder einen Kirchturm. In: Kreisverwaltung Geldern (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 1960, Rheinberg 1959, S. 106–109.
  • Präsidium der „Geselligen Vereine Wetten“ (Hrsg.): Uet ons Derp. Eine Informationsbroschüre der „Geselligen Vereine Wetten“, Wetten 1998. [Privatdruck].
  • Schepping, Wilhelm: Niederrheinisches Liederbe aus niederländischer Zeit. Zur Herausgabe der „Wettener Liederhandschrift“. In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 1979, Geldern 1978, S. 139–142.
  • Selders, Paul: Zur Kirchengeschichte von Wetten (Erster Teil). In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 1996, Geldern 1995, S. 107–112.
  • Selders, Paul: Zur Kirchengeschichte von Wetten (Zweiter Teil). In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 1997, Geldern 1996, S. 256–261.
  • Selders, Paul: Zur Kirchengeschichte von Wetten (Dritter Teil). In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 1998, Geldern 1997, S. 184–191.
  • Sommer, Heinrich: Aus Wettens frühester Geschichte. In: Kreisverwaltung Geldern (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 1957, Rheinberg 1956, S. 73–75.
  • Stenmans, Peter: Die Ernennung des Wettener Pfarrers Gerhard ten Broeck zum Landdechanten des Dekanates Geldern im Jahre 1764. In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 1994, Geldern 1993, S. 161–169.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jürgen Kwiatkowski (unter Einbezug von Teilen eines Typoskripts von Theo Küppers): Haus Wankum. Ein Adelssitz an der Fleuth in Kevelaer-Wetten. In: Geldrischer Heimatkalender, Jg. 2012, S. 26–38.
  2. Hartjes, Dennis: Wetten bei Kevelaer. Territorialgeschichtliche Untersuchung zur Entstehung und Entwicklung einer Ortschaft und ihrer Kirche am linken unteren Niederrhein bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts (= Wolf, Hubert/Flammer, Thomas [Hrsg.]: Junges Forum Geschichte. Band 8). dialogverlag, Münster 2020, ISBN 978-3-944974-49-1, S. 118–132.
  3. Schumacher, Karl: Wie entstand der Name meines Heimatdorfes? Über Ortsnamen im Kreise Geldern. In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): VHVG. Band 52. Geldern 1931.
  4. Plötz, Robert: Wetten. Ein Versuch einer Ortsnamensdeutung. In: Gesellige Vereine Wetten 1934 e. V. (Hrsg.): 850 Jahre Wetten. 1154-2004. Eine schöne Geschichte. Goch 2004, S. 11–12.
  5. Hartjes, Dennis: Wetten bei Kevelaer. Territorialgeschichtliche Untersuchung zur Entstehung und Entwicklung einer Ortschaft und ihrer Kirche am linken unteren Niederrhein bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts (= Wolf, Hubert/Flammer, Thomas [Hrsg.]: Junges Forum Geschichte. Band 8). dialogverlag, Münster 2020, ISBN 978-3-944974-49-1.
  6. Brouwers, Peter: Feste Häuser und Rittergüter in Wetten. In: Gesellige Vereine Wetten 1934 e. V. (Hrsg.): 850 Jahre Wetten. 1154-2004. Eine schöne Geschichte. Goch 2004, S. 137–162.
  7. Frankewitz, Stefan: Die Urkunde von 1154. In: Gesellige Vereine Wetten 1934 e. V. (Hrsg.): 850 Jahre Wetten. 1154-2004. Eine schöne Geschichte. Goch 2004, S. 9 f.
  8. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 78.
  9. Gemeindeverzeichnis 1910, Kreis Geldern. Abgerufen am 17. August 2013.
  10. GenWiki Amt Kevelaer. Abgerufen am 17. August 2013.
  11. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X, S. 266.
  12. Fakten zur Ortschaft Wetten, abgerufen am 11. Juli 2020.
  13. Hartjes, Dennis: Dr. phil. Michael Knegten (1829–1859) – Mathematiker und Erzieher des Franz von Thun und Hohenstein. In: Historischer Verein für Geldern und Umgegend (Hrsg.): Geldrischer Heimatkalender 2023. Geldern 2022, S. 176–182.